Die Maria-Hilf-Kapelle auf dem 541 m hohen Pinzigberg etwa 3 km nördlich von Auerbach wurde 1708 nach einem Gelübde errichtet. Ein Bauer aus Krottensee hatte sich während einer Schlacht des „Spanischen Erbfolgekrieges“ am 24. Mai 1703 bei seinem Dorfe aus Angst um sein Leben in einem Backofen versteckt. In seiner Todesbedrängnis gelobte er der Muttergottes auf dem Berg, den er durch eine kleine Öffnung sehen konnte, eine Kapelle zu erbauen, falls er mit dem Leben davonkäme. Fünf Jahre später erfüllte er sein Versprechen und ließ auf dem Pinzigberg ein kleines Kirchlein errichten. Im Zeitalter der „Aufklärung“ am 7. März 1804 befahl die Amberger Regierung den „ungesäumten Abbruch sämtlicher Kapellen, welche nicht ordentlich konsekriert sind“ (Amberger Wochenblatt 1804, Seite 281). Der Auerbacher Bürgermeister Schmaus machte schon am 9. Mai 1804 an das Landgericht Vollzugsmeldung. Neben vielen anderen Kirchen und Kapellen unserer Heimat fiel so auch die Pinzigbergkapelle dieser staatlichen Anordnung zum Opfer. Das alte Gnadenbild aber kam an einen unbekannten Ort.
1818 war es wiederum menschliche Not, die den Anstoß zur Errichtung einer neuen Gnadenstätte gab. 1817 war ein sehr schlechtes Erntejahr. Da erinnerte der fromme Landgerichtsassessor Johann Baptist Greger aus Eschenbach die notleidenden Menschen an die „Helferin der Christen“ und warb in Spendenaufrufen für die Wiedererrichtung eines Kirchleins. Er begeisterte viele Menschen für den Wiederaufbau der Muttergotteskapelle auf dem Pinzigberg, und gerade auch von den ärmeren Leuten kamen viele Spenden. So konnte im Frühjahr 1818 mit dem Bau begonnen werden.
Am 27. September 1818 erfolgte bereits die Kapellenweihe. Von mehreren Pfarreien kamen Prozessionen heran. In der Auerbacher Prozession marschierte auch das Bürgermilitär mit und vermehrte durch seine türkische Musik (Anm.: so bezeichnete man früher auch die Blasmusik) den festlichen Glanz. Den Festgottesdienst hielt Dechant Neumüller, als Festprediger fungierte der Kaplan Pößl von Gunzendorf. Das in der Pinzigbergkapelle hängende Ölbild zur feierlichen Einweihung stammt vom Auerbacher Maler Johann Karl (1768-1839). Es zeigt auch, dass der Berg damals im Gegensatz zu heute nahezu unbewaldet war.
Wegen des regen Zuspruchs seitens der Bevölkerung wurde das rechteckige, vorne abgerundete Gebäude schon 1820 durch einen achteckigen Anbau mit einem Glockentürmchen erweitert und das Kirchlein so auf seine heutige Größe gebracht. Der Auerbacher Maurermeister Johann Bauer führte diese Arbeit aus; er hat sich über der Eingangstür mit „1820 JB“ verewigt.
Auch in unseren Tagen ist die Kapelle am Pinzigberg nicht vergessen, weder von den Gläubigen, die immer wieder Gottesdienst feiern, noch von den Idealisten, die sie pflegen und instand halten.
So wird die Pinzigbergkirche auch künftigen Generationen von Besuchern und Betern offen stehen, damit die Gottesmutter auch weiterhin von hier aus ihren Schutz und Segen auf unsere Heimat ausgießen kann. Die Pinzigbergkapelle ist außerdem eine Station des Fränkischen Marienwegs.
Wahrscheinlich stammt das Gnadenbild auf dem Barockaltar ebenfalls vom Auerbacher Maler Johann Karl. Es ist in seiner Art ganz nahe verwandt mit dem Gnadenbild des Amberger Mariahilfberges. Der Urtyp dieser in Bayern und Österreich häufig anzutreffenden Darstellungen ist das von Lucas Cranach d.Ä. (1472-1553) um 1530 geschaffene Gnadenbild „Mariahilf“ in St. Jakob in Innsbruck.
Dem Auerbacher Bürger Georg Müller verdanken wir das schöne Marienbild, das uns beim Eintritt in das Gotteshaus an der gegenüberliegenden Wand begrüßt; der Regensburger Kunstmaler Erwin Schöppl hat es 1941 gefertigt.
Vor Kurzem machte man in der Kapelle bei Ausbesserungsarbeiten durch die „Pinzigbergfreunde“ an einer Stufe der hölzernen Treppe zur Empore einen unerwarteten Fund. Einem der Arbeiter fiel ein Werkzeug aus der Hand und verschwand in einem Loch. Als man es wieder herausholte, staunte man nicht schlecht, denn zum Vorschein kamen 23 verstaubte Votivbilder. Die ältesten davon stammen aus der Zeit der Wiedererrichtung der Kapelle im Jahre 1818 und der Erweiterung 1820. Die Votivbilder wurden in der Zwischenzeit fachmännisch restauriert und in der Kapelle aufgehängt.
Im April 1945 trat das Kirchlein erneut als Ort der Hilfe in Erscheinung. Man erwartete die Bombardierung der Stadt. In diesen Tagen ging Pfarrer Ritter (1938 bis 1986 Pfarrer in Auerbach) zum Pinzigberg hinauf und machte das Gelübde: „Wenn Auerbach verschont bleibt, dann will ich dafür sorgen, dass ein Kreuzweg errichtet wird.“ Auerbach blieb verschont. In den ersten Nachkriegsjahren ließ er den Kreuzweg er-richten und von dem Münchner Künstler Dirmaier die einzelnen Stationen mit Mosaikbildern ausgestalten. Der schlichte und doch tiefgehende Text des Kreuzweges stammt von Kardinal Michael von Faulhaber (1869-1952). (siehe http://weber-rudolf.de/kreuzweg.htm)
(Exzerpt aus der Homepage von Rudolf Weber – mehr finden Sie unter: http://www.weber-rudolf.de/pinzigberg.htm)